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DissertationJuni 2021Veröffentlicht

The Hui Muslims’ Identity Negotiations : A Socio-Legal Investigation into the Relations between the Sharīʿa and the Chinese Legal Systems

Sowohl die Hui Muslime, die die größte muslimische Gruppe in China darstellen, als auch die chinesische politische Obrigkeit haben versucht jeweilig für sie wichtige Zugehörigkeiten zu schaffen und zu erhalten, indem sie auf darauf drängten, an den jeweils von ihnen ausgehenden Rechtstraditionen und/oder Institutionen festzuhalten, nämlich – dies im Kontext des Forschungsrahmens dieser Dissertation – die islamische Scharīʿa bzw. die chinesische Rechtstradition und ihre jeweils damit verbundenen Institutionen. Die Dissertation ist eine sozialhistorisch angelegte Untersuchung des Verhältnisses zwischen der Scharīʿa und des Rechtssystems Chinas vorkommunistischer Zeiten. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Hui Muslime in der grundsätzlichen Befolgung der Scharīʿa, die freilich nicht gleichermaßen strikt ausfällt, ein wesentliches Element ihrer Identität als Muslime sehen, wohingegen das Chinesischsein eng damit verbunden ist, dem chinesischen Recht zu unterstehen und dieses zu respektieren. Die Dissertation versucht zu ergründen, wie diese beiden normativen Traditionen daran mitwirken, die doppelte Identität der Hui Muslime als Muslime und Chinesen zu formieren. Sie untersucht die Bedingungen, unter denen diese beiden Rechtstraditionen diese doppelte Identität der Hui Muslime ausformten und ob eine Verschmelzung dieser Identitäten zu erkennen ist. Dabei soll auch diskutiert werden, wie die Hui Muslime unter wechselnden soziopolitischen Gegebenheiten damit umgegangen sind, dass die zwei Traditionen zueinander in einem dynamischen und nicht selten spannungsgeladenen Verhältnis standen. Die Dissertation stellt sich dabei auch der Frage, was die Spannungen erzeugt haben könnte, die sich bei der Wahrung der muslimischen Identität im Zuge der Chinesisierung der Hui Muslime ergaben, und zwar innerhalb gesellschaftlicher und rechtlicher Kontexte des imperialen und später dann modernen Chinas vor dem Jahre 1949. Auf der einen Seite zeigt das, welchen Stellenwert die Scharīʿa und ihre Befolgung für das Selbstverständnis der chinesischen Hui Muslime hat. Zum anderen, und das ist noch wichtiger, erarbeitet die Dissertation, welche Herausforderungen sich im Angesicht des chinesischen Rechts den Hui Muslimen stellten, und was die soziokulturellen und politischen Bedingungen waren, unter denen diese Herausforderungen erwuchsen und verhandelt wurden. Drei Fallbeispiele werden diesbezüglich in den Blick genommen, die religiöse, moralische und rechtliche Aspekte der Scharīʿa beinhalten. Diese sind: Pilgerfahrt (Ḥajj), Bildung sowie Hochzeit bzw. Ehe. In diesem Zuge wird beurteilt, wie die Hui Muslime in der Geschichte des Islams in China bis zum Beginn der Republik Spannungen einschätzten, verhandelten und angingen. Die Dissertation bearbeitet diese Themen auf Basis einer soziohistorischen Analyse verschiedener chinesischer Gesetze mit Islambezug. Im Rahmen einer geschichtswissenschaftlichen Untersuchung der soziopolitischen Prozesse der Konstruktion der Doppelidentität der Hui Muslime analysiert die Dissertation unter Beachtung hermeneutischer Erwägungen ein großes Spektrum historischer chinesischer Texte, zu denen zum einen Rechtsdokumente aus der imperialen Zeit gehören, aber auch klassische chinesische konfuzianistische Werke sowie verschiedene Texte, die von den Hui Muslimen selbst verfasst wurden und von denen mehrere in der Forschung nur wenig Beachtung fanden. Dies wird komplementiert durch Feldforschung, die ich in kurzen Aufenthalten in muslimischen Gemeinden im Westen und Südwesten Chinas durchgeführt habe. Neben der Einleitung und dem Schlusskapitel verfügt die Dissertation über drei Teile. Der erste behandelt allgemeine Hintergründe zum Thema, der zweite Spannungen innerhalb der Identität der Hui Muslime im Kontext von chinesischer Gesellschaft und Recht, und der dritte empirische Fallstudien zu Pilgerfahrt, Bildung und Ehe. Im Anschluss an das Kapitel der Einleitung zielt der erste Teil auf eine Darstellung des aktuellen für die Fragen der Dissertation relevanten Forschungsstands ab und zeichnet die historischen Entwicklungslinien der Scharīʿa in der traditionellen chinesischen Gesellschaft nach. Das erste Kapitel dieses Teils beginnt mit einer Übersicht der relevanten Literatur westlicher und chinesischer Forschung zu Themen, die in der Dissertation behandelt werden. Darunter fallen Fragestellungen wie z.B. die nach den sozialrechtlichen Bedingungen der Hui Muslims in der Geschichte, der Doppelidentität der Hui Muslime bezüglich ihres Verhältnisses von Scharīʿa und chinesischem Recht, sowie drei empirische Studien. Aufbauend auf bereits getaner Forschung trägt die Dissertation zu einem besseren Verstehen des Verhältnisses zwischen Scharīʿa und offiziellem chinesischen Recht bei und dazu, wie diese an der Konstruktion der Identität der Hui Muslime mitwirken. Im Kapitel werden 387 dann drei Begriffspaare, die zueinander in Beziehung stehen und die von großer Bedeutung für die Dissertation sind, beleuchtet, nämlich Tradition und Geschichte, Recht und Identität, Hui Islam und Han Chinesentum. Das zweite Kapitel liefert einen historischen Überblick über den Islam und die Scharīʿa im vormodernen China, und zeichnet nach, wie das Recht sich im Leben der Muslime in China ausgewirkt hat. Die kurze historische Analyse ergibt, dass es keine größeren Kriege oder Schlachten im Zuge der Einführung und der regionalen Verwurzelung des Islams in China gegeben hat. Jedoch lässt sich feststellen, dass es von Anbeginn der Präsenz des Islams in China für die Muslime sehr wohl eine Herausforderung darstellte, in China ansässig zu werden und mit der eingesessenen Bevölkerung gut auszukommen. Dazu zählt, dass man einen Ausgleich finden musste mit einer Tradition, die lange vor dem Islam schon existierte und die nach wie vor lebendig und mächtig war. Der zweite Teil beschäftigt sich im Detail mit dieser Tradition, beginnend im 7. Jh., als die ersten Muslime in China heimisch wurden, bis hin zu der Republikanischen Phase in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Kapitel 3 zielt darauf ab, die chinesische Tradition in der Art, wie sie bereits vor der Ankunft des Islams bestand, zu rekonstruieren, zu analysieren und, in gewissem Maße auch zu kritisieren. Dies mit Blick auf die Art und Weise, wie die chinesische Tradition im Zuge ihres komplexen Verständnisses des Chinesentums und dessen, was als nicht-chinesisch gilt (und dazu gehören die Hui Muslime), eine Form des ‚Othering‘ betreibt. Die Intention dieses Kapitels ist es, die Erfahrungen der Hui Muslime im sozio-politischen und rechtlichen Kontext der chinesischen Gesellschaft und der chinesischen Denkgeschichte zu verorten. Indem Diskurse untersucht werden wie dem zu der Unterscheidung zwischen Chinesentum und Barbarentum (yixia zhibian 夷夏之辨) und dem wie zu der Konstruktion Chinas als eine geographische, kulturelle, ethnische und v.a. monotheistischgötterwählte Entität, stelle ich zum einen die Elemente der chinesischen Tradition heraus, die es den Hui Muslimen schwierig machte, Chinesen zu werden, und zum anderen, wie diese Tradition institutionalisiert und rechtlich begründet wurde. Darauf aufbauend wird in Kapitel 4 versucht, herauszuarbeiten, wie diese Tradition Einfluss und Repräsentation in den offiziellen Gesetzen des imperialen Chinas fand, und wie die Hui Muslime auf verschiedene Weisen damit umgingen. Mit dem Fokus auf rechtliche Bestimmungen mit Islambezug habe ich unter Einbezug der Kontexte versucht, neue Antworten auf die Fragen zu geben versucht, wie das Recht instanziiert und interpretiert wurde und welche Zwecke dabei verfolgt wurden. Der Zugang, den ich für meine Analysen gewählt habe, unterscheidet sich von denen früherer Forschungsarbeiten, insofern gefragt wird, unter welchen sozio-politischen Bedingungen das Recht in Kraft gesetzt wurde und wie diese Bedingungen dazu beitrugen, dass ein alternatives Verständnis des Rechts möglich wurde und welche Konsequenzen das für die Hui Muslime hatte. Dieser sozialrechtliche Zugang demonstriert, dass das chinesische Rechtssystem das chinesische Verständnis vom Selbst und dem Anderen widerspiegelt. Zwei allgemeine und grundsätzliche Arten der Chinesen im Umgang mit den Nicht-Chinesen (inklusive der Hui Muslime) lassen sich hierbei erkennen; nämlich zum einen ein Zugang, den ich als separierend beschrieben habe, und zum anderen einen, den ich einen assimilierenden Zugang nenne. Der erstgenannte basiert darauf, dass die angenommene Minderwertigkeit der Muslime eine nicht abänderbare Eigenschaft sei, sodass sie es nicht wert seien, vom chinesischen Sohn des Himmels und durch das chinesische Recht regiert zu werden, weshalb man sie am besten sich selbst überlassen solle. Die letztgenannte Umgangsart, die sich in der chinesischen Gesetzgebung und politischen Maßnahmen zeigt, fußt darauf, dass Nicht-Chinesen assimiliert werden können, ja manchmal sogar sollten, was im Falle der Muslime durch Einwirken auf deren ethnoreligiösen Überzeugungen und deren Lebenspraxis zu bewerkstelligen sei. Kapitel 5 untersucht den Werdegang dieser Tradition, die begleitet wurde durch die zwei eben genannten Arten des Umgangs mit den Muslimen, im Kontext der Transformation Chinas in einen modernen Nationalstaat Ende des 19. Jh. und zu Beginn des 20. Jh. und wie die Hui Muslime sich selbst innerhalb dieser staatsbildenden Prozesse positioniert haben. Unter den Initiatoren dieses Prozesses war die Auffassung verbreitet, dass die Han Chinesen den Nicht-Chinesen überlegen sind, d.h. also den Minderheiten inkl. den Muslimen. Meine Forschungen untermauern, dass die traditionelle Sicht auf die Überlegenheit der Han Chinesen über den nichtchinesischen Minderheiten sich nicht nur stabil gehalten hat, sondern auch weder hinterfragt, ja vielmehr weiter verstärkt wurde. Die Übernahme des japanischen Konzepts minzu 民 族 (Nation) durch chinesische 388 Nationalisten, die es in China zur Anwendung brachten, prägte die Versuche der Hui Muslime sich entweder als Nation zu definieren oder sich dem entziehen zu wollen. Um einen Han-chinesischen Nationalstaat zu verwirklichen, war es nötig, nicht nur die Mandschus, sondern auch alle anderen Nicht-Han-Chinesen vertreiben. Das hatte gewichtige Auswirkungen auf die Rekonstruktion der Identität der Minderheiten, darunter die Muslime, denn dies machte deutlich, dass nur Han Chinesen wirkliche Chinesen sein können. Mein kontextbeachtender Zugang zu den Diskursen rund um das Konzept von minzu unter den Hui-muslimischen Gruppen, Organisationen und einzelnen Individuen stellt das simplistische Verständnis von der Position der Hui Muslime infrage. Es wird gezeigt, dass die Hui pragmatisch darin verfuhren, die Spannungen aufzulösen, die ihnen als marginalisierte Gruppe im Zuge ihrer Bemühungen widerfuhren, ihre Zugehörigkeit zum Chinesentum zu definieren und dabei ihre Identifikation als Muslime und von den Han Chinesen distinktive Gruppe zu wahren. Die Erfahrungen im Rechtsbereich, die die Hui Muslime machten, zeigen das komplexe Wechselspiel von Exklusion und Assimilation auf. Die Gründe für diese Komplexität gehen zum Teil darauf zurück, wie die Chinesen die Grenzen zwischen „Wir“ und „die Anderen“ zogen. Vor dem Hintergrund dieser Othering-Prozesse, bemühten sich die Hui Muslime, aber wohl auch alle anderen ethnoreligiösen Gruppen in China, ihre Zugehörigkeit zum Chinesentum zu definieren. Der dritte Teil zeigt, welcher vor dem Fazitkapitel der Dissertation angesiedelt ist, wie sich diese spannungsgeladenen Umstände in der gelebten Religionspraxis der Hui Muslime widerspiegeln, und zwar an drei Fallbeispielen, die sich auf die Bildung, auf die Pilgerfahrt und auf die Heirat bzw. Ehe beziehen. Das sechste Kapitel fokussiert das erstgenannte Fallbeispiel. Die Einstellung der Hui Muslime zur Bildung wurden sowohl durch islamische als auch chinesische Vorstellungen geprägt. Auf der einen Seite haben die Hui Muslime, was die religiöse Bildung angeht, die islamische Vorstellung übernommen, dass es sich dabei um eine gottgegebene Pflicht handelt die von fundamentaler Wichtigkeit für den eigenen Glauben ist. Auf der anderen Seite war es nötig, um ein Leben bzw. Auskommen in China bestreiten zu können, mit der Situation klarzukommen, dass das Hervorbringen von Führungstalenten, welche die chinesische Staatsführung brauchte, das prägende Element chinesischer Bildung war. Im Zuge der Politisierung der Bildung änderte sich die Funktion der Schulen, die nun zu einer Produktionsstätte für politischen Nachwuchs wurde, welche die Herrscherklasse benötigte. Tatsächlich war es so, dass die Etablierung traditioneller Islamischer Bildung der Hui Muslime, also die jingtang jiaoyu 經堂教育 (Bücherhallen Erziehung), selbst ein Produkt der Debatten war, die mit der Identitätsbildung einhergingen. Die Jingtang Unterweisung kam auf, als in der chinesischen Ming Dynastie diskriminierende Gesetze und politische Maßnahmen gegen die Hui eingeführt wurden, welche religiöse (und später auch ökonomische und politische) Krisen nach sich zog. Es war daher sehr wichtig für die Hui Muslime, dass die Unterweisung nicht nur die Funktion hatte, Wissen von Generation zu Generation weiterzugeben und den Weg zu Gott aufzuzeigen, sondern auch Identität stiftete. Darüber hinaus erwuchsen diese Formen der Unterweisung in systematischer und institutionengebundener Weise, was später dazu führte, dass miteinander verbundene Netzwerke zwischen muslimischen Gelehrten, Sufi Meistern und Studenten entstanden. Diese Netzwerke haben entscheidend zu der Ausbildung eines Wir-Gefühls der Hui Muslime beigetragen. In dieser Hinsicht ähneln moderne Bildungsprojekte der traditionellen Jingtang Unterweisung. Die modernen Projekte, auch wenn diese komplexer erscheinen, dienten zum Teil als Antworten auf die externen Herausforderungen, die sich im Zuge chinesischer soziopolitischer Gegebenheiten ergaben. Die Advokaten moderner Bildungsreformen setzten sich auseinander zum einen mit der traditionellen Jingtang Unterweisung, die sehr stark von der chinesischen Kultur geprägt waren, und zum anderen mit der veränderten Situation der Hui Muslime, in der sie mit den Chinesen leben, kooperieren und, besonders wichtig, wohl auch in Konkurrenz standen, was ausreichende Kenntnisse der modernen Wissenschaften und Technologien nötig machte. Für die Hui Muslime ist Bildung, insbesondere religiöse Bildung, ein Medium gewesen, durch welches ihre (religiöse) Identität im Angesicht von außen herangetragener Herausforderungen konstruiert wurde. Das siebte Kapitel setzt sich mit der Pilgerfahrt als eine religiöse Handlung auseinander, die aber auch wichtige soziale, politische und geistige Implikationen hat. Das gilt allgemein, und die Praxis der Pilgerfahrt der Hui Muslime nach Mekka stellt diesbezüglich keine Ausnahme dar. Ich habe umfassende Darstellungen der Pilgerrouten zwischen dem traditionellen China und Mekka erarbeitet. Diese Routen machen deutlich, welche mannigfaltigen Auswirkungen die Pilgerfahrt auf die Muslime in Fernost gehabt haben können und welche Verbindungen die Pilgerfahrt zwischen den Muslimen in China und denen in Zentral- und Südostasien aufgetan haben könnte. Das lässt sich weiter verfolgen mit Blick auf die Einführung des Sufismus in China, was die 389 Identität der Hui Muslime auf neue und distinktive Weise bereicherte, nämlich über die Errichtung von Sufigemeinschaften (menhuan 門宦). Mekka ist nicht bloß eine heilige Stadt, welche von essentieller Bedeutung für die Hui Muslime ist, wenn es darum geht, die Authentizität ihrer Religion zu definieren, sondern auch ein Ort, den sie lange Zeit als Heimat (zuguo 祖國) ansahen und der in dieser Weise von ganz spezieller Wichtigkeit für ihre muslimische Identität war. Mekka, aber auch die muslimische Welt im Kontext des späten 19. und frühen 20. Jh. im Besonderen, entpuppt sich als eine wichtige Quelle für die Konstruktion der chinesischen Identität der Hui Muslime, vor allem in Bezug auf deren Verständnis des Verhältnisses zwischen muslimischer Frömmigkeit und chinesischem Patriotismus oder Nationalismus. Die Ergebnisse meiner Arbeit zeigen, dass die Pilgerfahrt die Selbstidentifikation der Hui als Muslime stärken kann, was jedoch nicht auf Kosten der Selbstidentifikation der Hui als Chinesen geht. Dass die Hui Muslime einen engeren Kontakt mit den regionalen Zentren des Islams in modernen Zeiten ausgebildet haben, hat nicht unbedingt dazu geführt, dass man sich von China entfremdet oder distanziert hätte. Eher im Gegenteil, die Pilgerfahrt kann tatsächlich als eine der Quellen gesehen werden, aus der die Hui Muslime schöpften, um ihre eigenen chinesischnationalistischen Bewegungen zu rechtfertigen und chinesischen Patriotismus zu fördern. Das letzte Kapitel zu den Fallbeispielen widmet sich dem Thema Ehe und Heirat. Wie im Falle der Bildung hat auch die Ehe eine starke religiöse Konnotation, wohingegen sie im chinesischen Kontext eine enge Verbindung zum Politischen hat. Meine Untersuchung hat gezeigt, dass für die Hui Muslime Ehe mit vielen Bedeutungen aufgeladen ist, wobei anzumerken ist, dass diese sowohl aus der chinesischen als auch der muslimischen Tradition stammen. Die Hui Muslime erachten die Ehe als ein Zeichen Allahs, womit sie zu einem höchstreligiösen und heiligen Bund wird. Auf diese Weise gehört es zu der Identität der Hui Muslime, den Ehegeboten der Scharīʿa Folge zu leisten. Ihre Sicht auf die Ehe wurde derweil auch von chinesischen Vorstellungen tief geprägt. So sehen sie die Ehe nicht nur als eine Verbindung zweier Individuen, sondern auch als einen bejahenden Zusammenschluss zweier Familien, was der typischen traditionellen chinesischen Vorstellung von der Ehe entspricht. Der Fall der Hui zeigt zum einen, dass die modernen Landesgesetze und die islamischen Gebote nicht unbedingt im Konflikt stehen bzw. dass sie miteinander in Einklang gebracht werden können. Zudem zeigt er aber auch, dass der Umgang der Hui Muslime mit den Scharīʿa-Geboten und die Frage, zu welchem Grad sie religiöses Recht bzw. staatliches Recht zu Ungunsten des jeweils anderen ablehnen, in weiten Teilen von der Behandlung der Hui Muslime innerhalb der kulturellen, soziorechtlichen und politischen Sphären der chinesischen Gesellschaft abhängt.

Both the Hui Muslims, the majority Muslim population in China, and the Chinese authority have tried to construct and maintain the identities that they respectively prioritized through emphasizing the adherence to their respective legal traditions and/or institutions, which are, within the context of the current PhD research, the Islamic Sharīʿa tradition and the Chinese legal tradition(s) plus official institutions, respectively. This dissertation is a socio-historical investigation into the relations between the Sharīʿa and the pre-communist Chinese legal systems. It is based on the assumption that for the Hui Muslims following the Sharīʿa law, though to various degrees, defines their identity of being a Muslim, and respecting and being subjects of the Chinese law defines one’s Chineseness. The dissertation thus asks how these two normative traditions contribute to the construction of the Chinese Hui Muslims’ dual-identity of being Muslim and Chinese. It examines the conditions under which the two legal traditions shaped the dual identity of “Muslim” and “Chinese” for the Hui Muslims, and whether a merging of these two identities has been realized. It also discusses how the Hui Muslims have dealt with the changing dynamic and oftentimes tensional relations between the two traditions in different socio-political situations of Chinese society over time. It explores the possible major causes of the tensions for the Hui Muslims to become Chinese without losing their Muslim identification both in the imperial and modern Chinese socio-legal contexts before 1949. On the one hand, it reveals what Sharīʿa law means to the Chinese Hui Muslims, and what it means for them to follow the Sharīʿa in terms of their perceptions of who they are. More importantly, on the other hand, the dissertation further addresses what challenges the Hui Muslims encountered facing the Chinese official law, and what are the socio-cultural and political conditions under which these challenges emerged and were negotiated. In this regard, the thesis also provides three case studies on Ḥajj (Islamic pilgrimage), education, and marriage that cover the religious, moral, and legal aspects of the Sharīʿa so as to assess how the tensions are presented, negotiated, and tackled by the Hui Muslims in the history of Islam in China up to the Republican period.

To investigate these issues, the dissertation is primarily based on the socio-historical analysis of various Muslim-related Chinese laws. As a historical examination on the socio-political process of the construction of the Hui Muslims’ dual-identity, the dissertation analyzes a range of historical Chinese texts through the insights of hermeneutics, including, but not limited to, imperial Chinese legal documents, classical Chinese Confucian works, and various texts produced by the Hui Muslims themselves, which include several under-researched primary sources. This is also complemented by my short-term fieldwork studies in several Muslim communities in the western and southwestern parts of China.

In addition to Introduction and Conclusion, the dissertation is composed of three parts, dealing with the general background of the research topic (part one), tensions in the Hui Muslims’ identity formation under Chinese socio-legal contexts (part two), and empirical case studies on education, Ḥajj, and marriage (part three).

Following the Introduction, part one aims at providing a survey on up-to-date scholarship regarding the research topic, followed by some background information on the research topic and a general historical outline of the Sharīʿa in traditional Chinese society. Chapter one begins with the literature survey in both Western and Chinese academia on the research theme of the dissertation, which involves such topics as the socio-legal conditions of the Hui Muslims in history, the dual-identities of the Hui Muslims with regard to the relations between the Sharīʿa and the Chinese law, plus three empirical case studies. Based on existing research, the dissertation expands the scientific understanding of the relationship between the Sharīʿa and the Chinese official law as well as their roles in constructing the Hui Muslims identities. The chapter then elaborates on three pairs of interrelated concepts that are central to my research, namely, tradition and history, law and identity, Hui Muslims and Han Chinese. Chapter two gives a general historical account for Islam and the Sharīʿa in pre-modern China, explaining the historical trajectory of the legal life of Muslims in China. The brief historical analysis shows that no major wars or battles existed in the process of the introduction and localization of Islam in China. However, it also shows that from the outset of Islam in Chinese history, Muslims have been facing the challenges of how to live in China and get along with the Chinese, which involved 380 reconciliation with a strong and powerful tradition that had already established itself before Islam and Muslims reached China.

Part two exposes in detail this tradition from the seventh century when the first Muslims settled in China up to the Republican period in the first half of the twentieth century. Chapter three aims at reconstructing, analyzing, and, to some degree, criticizing the already existing and established Chinese tradition before the arrival of Islam in China, that is, the Chinese way to practise “othering” in terms of the complex paradigm of the Chinese perceptions of, institutions on, and approaches to non-Chinese, including the Hui Muslims. This chapter is meant to locate the Hui Muslims’ experiences in the socio-legal and political situations in Chinese society and Chinese intellectual history. Through examining such discourses as the Chinese-Barbarian Distinction (yixia zhibian 夷夏之辨), the construction of the concept of China as a geographical, cultural, racial, and most importantly, a monotheistic divine entity, I point out the Chinese tradition that made it challenging for the Hui Muslims to become a Chinese, and how this tradition was institutionalized and legalized. Based on this, chapter four aims at illustrating how this tradition influences and is represented in official laws in imperial Chinese society, and how the Hui Muslims deal with it with diverse approaches. Focusing on Muslim-related legal regulations, I have provided contextualized reinterpretations of how the law was made and understood, in which context, and for what purposes. My approach to analysing the law differs from previous research by asking under which socio-political circumstances the law was made and how these circumstances have made it possible to have an alternative understanding of the law and its consequences on the Hui Muslims. The socio-legal investigation demonstrates that Chinese legal systems represent the Chinese understanding of “Us” and “Others.” Two general and fundamental Chinese approaches to dealing with nonChinese, including the Hui Muslims, could be observed, that is, what I termed as the “separative” and the “assimilative” approaches. The former held that the inferiority of Muslims was not changeable, and therefore they were not worthy of being governed by the Chinese Son of Heaven and the Chinese law, hence should be best left alone. While the latter, those Chinese-making laws and policies maintained that the non-Chinese could, and sometimes should, be assimilated to the Chinese by intervening into Muslims’ ethnoreligious belief and practices.

Chapter five explores the destiny of this tradition accompanied by the abovementioned two approaches in the context of China’s transformation into a modern nation-state in the late nineteenth to early twentieth centuries, and how the Hui Muslims defined their positions in relation to this nation-state building discourse. Among the initiators of various Chinese nation-building projects was a shared belief of the superiority of the Han Chinese over the non-Chinese, the minorities, as well as the Hui Muslims. My findings have proved that the traditional Chinese perception of the superiority of the Han Chinese over the minorities has not only been unchanged and unchallenged in the context of the Republic of China, but has indeed been reinforced. The Chinese nationalists’ reception of the concept of minzu 民族 (nation) from Japan and later its introduction to mainland China have shaped the Hui Muslims’ attempts to define, or refuse to define, themselves as a nation. To achieve a Han Chinese nation-state required not only expelling the Manchus but indeed all non-Han Chinese. This was crucial for all the non-Han Chinese peoples, including the Hui Muslims, to redefine their identity, for this indicated that to be a Chinese then was to be a Han. My contextualised analysis of the minzu discourses among various Hui Muslim groups, associations, and individuals has challenged the oversimplified understanding of the Hui Muslims’ stand. It shows that the Hui were pragmatic in solving the tensions they experienced in defining their Chinese-ness as a marginalised minority group while maintaining their Muslim identification as a unique group of people, distinctive from the Han Chinese. The legal experiences of the Hui Muslims witnessed the complex processes of exclusion and assimilation by Chinese society. The reasons for the complexity, partially, lied in the ways how the Chinese drew the boundaries between “Us” and “Others.” It is in this processes of othering that the Hui Muslims, presumably all the ethnoreligious groups in China, struggled in identifying their Chineseness.

Prior to the Conclusion, part three analyses how these tension-related issues are reflected in the realm of the Hui Muslims’ practice of the Sharīʿa in three case studies on education, Ḥajj, and marriage. Chapter six focuses on the issue of education among the Hui Muslims. The Hui Muslims’ attitudes towards education have been shaped by both the Islamic and the Chinese perceptions on education. On the one hand, as far as Islamic religious education is concerned, the Hui have internalized the tradition of Islam that regards education as a 381 divine obligation from God and the foundation of their belief. On the other hand, to make a living in China, they have to handle the situation where the cultivation of talents needed by the government was the most distinguishing feature of education in China, the politicization of education leading to the transformation of the functions of schools into a place for the production of government officials needed by the political rulers. As a matter of fact, the very birth of traditional Islamic education of the Hui Muslims, the jingtang jiaoyu 經堂教 育 (scripture hall education), was the result of this process of negotiation over identity formation. The Jingtang education came about when the Chinese Ming Dynasty imposed discriminative laws and policies against the Hui which resulted in a religious (and later economic and political) crisis. Thus it is crucial in maintaining the identity of the Hui Muslims in that it functions not only as an institution where knowledge is passed down from generation to generation, enabling the Hui Muslims to pursue the Path leading to the Ultimate Truth. It also evolved in a systematic and institutionalized way, which later resulted in the establishment of interconnected networks among Muslim teachers and students, Sufi Masters and disciples, and classmates. These networks are crucial in developing a shared we-ness among the Hui Muslims. In this regard, modern educational projects actually share great similarity with traditional Jingtang education. The modern projects, though appearing to be more complicated, served partially as responses to the external challenges brought about by Chinese sociopolitical situations. The modern educational reformers targeted either the traditional Jingtang education that was overly influenced by Chinese culture, or the new situation in which the Hui Muslims were supposed to live, cooperate, and maybe, more importantly, compete with the Chinese, which required sufficient knowledge of modern science and technology. Education for the Hui Muslims, especially religious education, has been a channel through which their (religious) identity has been constructed in response to external challenges.

Chapter seven is about Ḥajj as a religious activity that nevertheless has significant social, political, intellectual, and economic implications. In this regard, the Hui Muslims’ pilgrimage to Mecca is no exception. I have offered a comprehensive illustration regarding the routes taken by Muslims in traditional China to Mecca. These routes could shed light on the diversity of the impact Ḥajj might have for Muslims in the Far East, and how Muslims in China were connected via Ḥajj to Muslims in Central Asia and Southeast Asia. This is further demonstrated by the introduction of Sufism in China, which added a unique layer of identity among the Hui themselves, the menhuan 門宦 (Sufi orders). Mecca is not only a holy city that is essential for the Hui Muslims in defining the “authenticity” of their religion, a holy city that they have for a long time defined as their “homeland” (zuguo 祖國), hence crucial for their identification as Muslim. Mecca, and the Muslim world in the context of the late nineteenth and early twentieth centuries in particular, also turns out to be an essential source for the building of the Hui Muslims’ Chinese identity, particularly in their understanding of the relations between being a pious Muslim and a patriotic Chinese nationalist. My findings have shown that Ḥajj might strengthen the “Muslim” identification of the Hui, however, this does not necessarily result in a decrease in their “Chinese” identification. The Hui Muslims’ closer and stronger connections with the very centre of Islam in modern times do not necessarily lead to stronger disintegration or separation from China. On the contrary, Ḥajj, as a matter of fact, was one of the sources from which the Hui Muslims tried to justify their Chinese nationalist movement, and strengthened their patriotism to China.

The last chapter on case studies discusses the issue of marriage. Just like education, marriage in Islam has a strong sense of religious connotation. While in the traditional Chinese context, it is deeply intertwined with politics. My investigation shows that marriage for the Hui Muslims denotes diverse meanings, and perhaps a most notable one is that it is shaped by both the Chinese and the Islamic traditions. As believers of Islam, the Hui Muslims deem marriage as a divine sign of Allah, a highly religious sacred covenant, and therefore, following the Sharīʿa marriage norms defines their identity as Muslims. Meanwhile, their perceptions of marriage have also been deeply influenced by their inhabiting China and being Chinese. Therefore, marriage for the Hui Muslims is not (merely) a union of two individuals but (also) a positive union of two families, a typical traditional Chinese perception of marriage. The Hui case shows that the modern national legal system and the Islamic Sharīʿa norms are not necessarily incompatible or irreconcilable with each other, and that, meanwhile, how the Hui Muslims deal with the Sharīʿa marriage rules, to what extent they would refuse the state law and follow the Sharīʿa law, and vice versa, are largely determined by how the Hui Muslims were positioned and treated by the cultural, the socio-legal, and the political spheres in Chinese society.

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